Das Königliche Salzwerk zu Erfurt um 1870, Bildquelle: Von Dr.- Ing. Heinrich Bartl aus Privatsammlung zur Verfügung gestellt

    Salz ist kostbarer als Gold – Steinsalzförderung in Erfurt

    Das slowakische Märchen, in dem ein alternder König seine jüngste Tochter aus dem Schloss jagt, weil sie ihm auf die Frage nach der Liebe zu ihm antwortet, ihr Vater sei ihr so lieb wie das Salz, muss in der Folge seinen Fehler erkennen. Denn als alles Salz aus seinem Königreich verschwand, schmeckte den Menschen das Essen nicht mehr, sie wurden schwach und krank.

    So weise also die Intention des Märchens – und in der Tat – ohne Salz kein Leben. Für unsere Region bedeutete Salz zudem eine wichtige Entwicklung in Industrie und Landwirtschaft. Die geologischen Formationen im Erfurter Norden bargen und bergen noch heute wichtige Rohstoffe. Die Salzgewinnung in Thüringen war ein wichtiger Wirtschaftszweig, obgleich sie in Erfurt bereits vor rund 100 Jahren endete.

    Wir haben uns mit Vertretern des Vorstandes des Bergmannsvereins Erfurt, Jörg Bodenstein und Hartmut Weirauch, getroffen. Wir sind neugierig auf die Arbeit des Vereins und auf das, was Erfurt als Stadt des Bergbaus einst ausmachte. Wir erfahren so viel Interessantes, bekommen das Buch „Das Königliche Salzwerk zu Erfurt“ für unsere Lektüre ausgeliehen und benötigen als „Nicht“-Bergbauingenieure für dieses komplexe Thema recht lange Zeit für die Recherche und Vorbereitung bis wir tatsächlich loslegen können. Eine mehrteilige Folge widmen wir nun diesem Thema.

    Knapp drei Jahrzehnte vor der Eröffnung des Königlichen Salzwerkes zu Erfurt hatte Carl Friedrich Glenk, damals bereits bedeutender Geologe und Ingenieur, in Stotternheim erfolgreich nach Salzvorkommen, insbesondere nach Sole gesucht und war dort bei Bohrungen fündig geworden. Mithin war die spätere Saline „Louisenhall“ in Stotternheim, wo die Bohrungen 1822 begannen und 1828 erfolgreich abgeschlossen wurden, die erste im Erfurter Norden. 1830 entstand hier das damals weltweit tiefste Bohrloch mit 373 Metern Tiefe. Dieser Erfolg bildete schließlich die Grundlage für die spätere Genehmigung des Salzbergwerkes in Erfurt-Nord. Ebenso trugen geologische Berechnungen und Untersuchungen von Georg Heinrich August Rost dazu bei, der 1840 Steinsalzvorkommen in Erfurt in geringer Tiefe vermutete.

    Otto Ludwig Krug von Nidda, Oberberghauptmann an der Spitze des Preußischen Bergwesens stehend, nahm seinerzeit aktiv und schließlich entscheidend Einfluss auf die Gründung und Entwicklung des Erfurter Salzbergwerkes, indem er ein Gutachten erarbeitete und die Errichtung eines Bergwerkes befürwortete. Ihm zu Ehren trägt der Erfurter Bergmannsverein seinen Namen. 

    Mehr als 150 Jahre liegt die Gründung des Steinsalzbergwerkes zurück, exakt am 15. September 1856 wird seine Eröffnung durch den Preußischen Staat angeordnet. Das sog. Teufen der Schächte beginnt erst im Folgejahr (Anm.: Teufe ist die bergmännische Bezeichnung für die Tiefe. Sie  gibt an, wie tief ein Punkt unter Tage liegt). 1862 schließlich konnte mit der Steinsalzförderung begonnen werden. Durchschnittlich 18.150 Tonnen gemahlenes Speisesalz und Salz für Gewerbe werden pro Jahr produziert und zusätzlich ca. 2.000 Tonnen Siedesalz in der 1872 bis 74 errichteten Saline. 1914 kommt die Sodaproduktion hinzu. 1916 müssen Förderung und Weiterverarbeitung aufgegeben werden wegen Sicherheitsmängeln und aus wirtschaftlichen Gründen. Es hatte schwere Havarien an den Förderanlagen gegeben.

    Im Folgejahr werden die Gebäude an den Erfurter Kaufmann Hermann Rottstedt veräußert, der zunächst die Sodaproduktion fortführt. Späterhin wird eine Gummifabrik hier eingerichtet. Ein Brand vernichtet einen Teil des Schachtgebäudes. 1926 werden die offenen Schächte mit Stahlbetondecken gesichert, 1937/38 schließlich mit Kies verfüllt. 1945 wird der Betrieb der sowjetischen Verwaltung unterstellt, 1950 enteignet. Der VEB Baustoffversorgung wird hier eröffnet, zuvor eine Großhandelsgesellschaft für Möbel und Sportartikel. 

    1953 und 1958 werden die Schächte nachverfüllt.

    Nach der Wende werden Grundstück und Gebäude an einen Geschäftsmann aus NRW veräußert. Heute ist ein geringer Teil des Areals an Gewerbetreibende vermietet. Weithin sichtbar ist jedoch bis heute der sogenannte Malakowturm.

    – Fortsetzung folgt –

    Autor: B. Köhler 

    Beeindruckende Größenverhältnisse – Bergwerksbesucher 1910 in der sog. Mittelfirste, Bildquelle: Dr.- Ing. Heinrich Bartl aus Privatsammlung zur Verfügung gestellt

    Körperliche Schwerstarbeit unter Tage, Bildquelle: Bart, H.; Döring, G.; Hartung, K.; Schilder, C.; Slotta, R.: „Kali im Südharz-Unstrutrevier", Band I

    Förderwagenzug transportiert das abgeschlagene Salzgestein, Bildquelle: Stadtarchiv Erfurt

      Wir benutzen Cookies

      Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.